Skoliose-Korsett: 9 Fragen und Antworten
Welche verschiedenen Arten von Skoliose werden im Sanitätshaus Püttmann mit einem Korsett versorgt? Worin unterscheiden sich die Versorgungen?
In unserem Sanitätshaus in Essen versorgen wir verschiedene Skoliosen mit einem Korsett: Die idiopathische Skoliose, die syndronale Skoliose und die neuromuskuläre Skoliose. Die Korsetts unterscheiden sich entsprechend in ihrer Konstruktion und der Art des Materials. So wird die idiopathische Skoliose mit einem eher harten Korsett versorgt, während wir für die neuromuskuläre Skoliose weichere, silikonartige Werkstoffe verwenden.
Welche Rolle spielt die Familien-Anamnese für den Therapieerfolg einer Skoliose? Ab wann sollte man eine Skoliose mit einem Korsett behandeln?
Eine idiopathische Skoliose sollte ab einem Krümmungswinkel von 20 Grad nach Cobb oder bei einem fortschreitenden Verlauf mit einem Korsett versorgt werden. Bei neuromuskulären Erkrankungen beginnt man mit der Korsettversorgung schon bei ersten Anzeichen einer Skoliose. Sind Skoliosen bereits in der Familie vorgekommen, sind sie möglicherweise ausgeprägter und therapieresistenter.
Wie sind die Therapieerfolge einer Korsett-Versorgung? Von welchen Faktoren ist der Erfolg abhängig?
Ziel einer Korsettversorgung ist immer, eine Verschlechterung der Skoliose zu verhindern. Eine Verbesserung der Situation wird dabei angestrebt. Studien legen nahe, dass der Therapieerfolg bei einer Skoliose davon abhängt, wie frühzeitig mit einer Versorgung durch ein Korsett begonnen wird und wie häufig es getragen wird. Das Korsett muss also vom Patienten angenommen werden – ein Korsett, das auf dem Schrank liegt, kann nicht helfen. Diese so genannte Compliance (Akzeptanz) hängt auch von der Sorgfalt bei der Herstellung und Anpassung des Korsetts ab und kann als Qualitätskriterium bei der Auswahl eines Sanitätshauses gesehen werden.
Berührungsloses Scannen für das Skoliose-Korsett
Wie wird die Form eines Skoliose-Korsetts ermittelt? Wann ist ein Gipsabdruck, wann ein 3D-Scan von Vorteil?
Die Form eines Skoliose-Korsetts wird durch das Krümmungsbild der Skoliose bestimmt. Bei der idiopathischen Skoliose ist der 3D-Scan heute das Mittel der Wahl, um die individuelle Herstellung eines Korsetts zu ermöglichen. Auch für Korsetts, mit denen eine Skoliose nach Scheuermann oder eine Spondylolyse behandelt wird, liefert ein 3D-Scan die besten Ergebnisse. Lediglich bei einer neuromuskulären Skoliose muss für das Korsett meist ein Gipsabdruck angefertigt werden, weil die Patienten oft von Helfern gehalten werden müssen, die dann einem Scan im Wege sein würden.
Welche Rolle spielt die Kooperation von Ärzten und Orthopädietechnikern bei der erfolgreichen Skoliose-Behandlung?
Die Betreuung der Skoliose-Patienten durch ein Team aus Ärzten und Orthopädietechnikern ist eine Selbstverständlichkeit. Dadurch werden Kommunikationsfehler vermieden und die bestmögliche Versorgung sichergestellt.
Wie viele Termine müssen die Patienten im Sanitätshaus im Schnitt während der Skoliose-Therapie wahrnehmen? Welche Maßnahmen am Patienten finden bei diesen Terminen statt?
In der Regel sind drei Termine in unserem Sanitätshaus in Essen notwendig: Einmal zum Scannen der Form, dann zur Anprobe des Skoliosekorsetts und schließlich zur Übergabe und Einweisung in die Handhabung des Korsetts.
Skoliose Korsett schränkt weniger ein, als man denkt
Welche Arten von Bewegung / Sport / Freizeitaktivitäten können bzw. dürfen Kinder und Jugendliche beim Tragen eines Skoliose-Korsetts ausüben?
Skoliose-Korsetts können nicht beim Sport getragen werden, wobei Sport als Schulsport und Training unter Aufsicht definiert ist. Ihren natürlichen Bewegungsdrang während des Spielens müssen sich Kinder und Jugendliche jedoch nicht vom Korsett einschränken lassen.
Welche Kostenarten entstehen bei einer Korsett-Versorgung und wer zahlt sie? Kommen finanzielle Belastungen auf die Kundinnen und Kunden des Sanitätshauses zu?
Sämtliche Kosten für die Versorgung einer Skoliose mit einem Korsett übernehmen die Krankenkassen.
Wie können Eltern und Patientinnen während der Korsett-Versorgung zu einem optimalen Therapieerfolg beitragen?
Skoliose-Patienten sollten ihr Korsett unbedingt konsequent tragen. Das ist entscheidend für den Therapieerfolg. Außerdem sollten Krankengymnastik wahrgenommen und Sport getrieben werden.
Wissenswertes über das Skoliose-Korsett
Das heute meistens verwendete Skoliose-Korsett zur Behandlung der idiopathischen Skoliose wurde vom französischen Arzt Jacques Chêneau in den 1970er-Jahren entwickelt. Aber bereits in der Antike beschäftigten sich Ärzte mit der Korrektur der Wirbelsäule. Damals jedoch noch nicht mit Korsetts, sondern durch Extensionsbehandlungen, also durch das in die Länge Ziehen des Körpers. Im 16. Jahrhundert wurde dann das erste Korsett aus Metall hergestellt, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem modernen Skoliose-Korsett hatte. Die Röntgentechnik ermöglichte zu Beginn des 20. Jahrhundert endlich ein im Wortsinne differenziertes Bild der Skoliose. Die Skoliose-Therapie machte große Fortschritte und brachte zum Beispiel das Milwaukee- und Boston-Korsett hervor.
Das Skoliose-Korsett nach Chêneau
Das Skoliose-Korsett nach Chêneau ist ein Derotationskorsett. Seine Aufgabe ist, das Fortschreiten der Verkrümmung der Wirbelsäule bei der idiopathischen Skoliose zu verhindern. Die Notwendigkeit einer Operation soll so vermieden werden. Die durch das Korsett aufgebauten Druckkräfte wirken gegen die Rotation und Verkrümmung der Skoliose.
Gegenüber früheren Korsettformen hat das Skoliose-Korsett nach Chêneau keinen Ganzkörperkontakt, sondern lässt freie Räume, in die „hineingeatmet“ werden kann, wodurch ein aktives Aufrichten der Wirbelsäule begünstigt wird. Zudem ist die Möglichkeit, im Korsett tief einatmen zu können dem Tragekomfort zuträglich. Dieses Skoliose-Korsett ist deutlich bequemer als seine Vorgänger und ermöglicht eine höhere Lebensqualität. Es wird deshalb von Kindern und Jugendlichen besser akzeptiert.